Home
TERMIN BUCHENEIN SERVICE VONDoctolib
Mannheim Urologe > Patienteninfo > Vorzeitiger Samenerguss

Vorzeitiger Samenerguss (Ejaculatio praecox)

Autor: Dr. Arne Tiemann/Münster im März 2014

Vorzeitiger Samenerguss – Ejaculatio Praecox

Was genau ist ein vorzeitiger Samenerguss?

Als vorzeitigen Samenerguss (lat. Ejaculatio praecox) bezeichnet man eine sexuelle Funktionsstörung, bei der der Mann den Samenerguss sehr schnell bekommt, ohne dass ein für das Paar befriedigender Geschlechtsverkehr stattgefunden hat.

Oftmals entsteht hierdurch eine Belastung der Partnerschaft, was häufig der Auslöser für die Konsultation eines Urologen ist.

Wie früh ist „vorzeitig“?

Der durchschnittliche Mann hat entgegen weitverbreiteter Vorstellungen einen Samenerguss nach etwa fünf Minuten Geschlechtsverkehr. Naturgemäß sind die individuellen Unterschiede jedoch groß.

Das Beschwerdebild der Ejaculatio praecox ist somit eher eine subjektive Beschreibung eines regelmäßig vom Patienten oder seiner Partnerin zu früh erlebten Samenergusses. Zusätzlich berichten Patienten darüber den Zeitpunkt des Samenergusses nicht ausreichend kontrollieren zu können.

Wie viele Männer leiden am vorzeitigen Samenerguss?

Dass gelegentlich ein Samenerguss zu früh erfolgt ist normal und hat daher keinen krankheitswert. Hierbei können Stimmung und Anspannung in der jeweiligen Situation eine Rolle spielen.

Ein Problem besteht erst dann, wenn die Beschwerden regelmäßig und dauerhaft auftreten. In einer 2006 veröffentlichten Studie (PEPA-Studie, Eur Urol. 2007) wurde im Rahmen einer internetbasierten wissenschaftlichen Umfrage eine Häufigkeit des vorzeitigen Samenergusses von 20% von aller befragten Männer angegeben.

In der täglichen Praxis konsultieren jedoch wesentlich weniger Männer ihren Urologen mit dieser Fragestellung, so dass wahrscheinlich die tatsächliche Häufigkeit eines behandlungsbedürftigen vorzeitigen Samenergusses deutlich niedriger liegt.

In welchem Alter tritt ein vorzeitiger Samenerguss auf?

Ein vorzeitiger Samenerguss kann nach der Jugend in jedem Lebensalter auftreten. Häufig beginnen die Beschwerden jedoch mit den ersten sexuellen Erfahrungen, wobei sich die Probleme im weiteren Leben unverändert fortsetzen und unabhängig von Partner oder Situation sind.

Was ist die Ursache für vorzeitigen Samenerguss?

Ein vorzeitiger Samenerguss kann unterschiedliche Ursachen haben. Mediziner unterscheiden zwischen einem lebenslangen (primären) und einem erworbenen (sekundären) vorzeitigen Samenerguss.

Bei der lebenslangen Form „kommen“ die Betroffenen bereits bei den ersten sexuellen Aktivitäten zu früh – ganz unabhängig vom Partner oder der Situation. Sie tritt wesentlich häufiger auf als die erworbene Form.

Die erworbene Ejaculatio praecox hingegen tritt bei betroffenen Männern erst im Verlauf des Lebens auf. Im Zeitraum davor hatten sie ein normales Ejakulationsverhalten. Diese Form kann begleitend zu anderen Erkrankungen z. B. einer erektilen Dysfunktion, einer Entzündung der Prostata oder einer Funktionsstörung der Schilddrüse auftreten

Welche Folgen hat ein vorzeitiger Samenerguss?

Ein vorzeitiger Samenerguss kann zu einer erheblichen Belastung des Mannes, des Partners und damit der jeweiligen Beziehung werden.

Ein vermindertes Selbstwertgefühl, Vermeidungsverhalten aber auch Stress und Anspannung können die Beschwerden verstärken und weitere Probleme, wie z.B. eine Erektionsstörung hervorrufen.

Von rein körperlicher Seite sind keine negativen Auswirkungen zu befürchten.

Ein vorzeitiger Samenerguss kann zu einer erheblichen Belastung der Beziehung zwischen Mann und Frau führen. Oft hat der Mann dabei das Gefühl, wenig Befriedigung zu erleben oder den Samenerguss nicht zu spüren. Manchmal entwickeln sich so Schwierigkeiten eine Erektion zu halten oder ein Verlust von sexueller Erregung. Dies geschieht oft aus einer übergroßen Bestrebung heraus, den Samenerguss hinauszuzögern. Der Mann ist dabei so stark mit Gedanken an „Technik“ oder Vermeiden von Bewegung beschäftigt, dass der Spaß an der sexuellen Begegnung völlig verloren geht. Oft wird deshalb auch vom Mann das „Vorspiel“ extrem verkürzt, um selber nicht zu stark erregt zu werden – dies hat dann oft einen Mangel an Erregung bei der Frau zu Folge. Daraus kann dann ein schmerzhafter, unbefriedigender sexueller Kontakt für die Frau resultieren – ohne Orgasmus. In vielen Fällen hat dies dann wieder eine deutliche reduzierte Anzahl von Sexual- Kontakten zur Folge – bis hin zum völligen Verzicht.

Welche Ursachen bewirken den vorzeitigen Samenerguss?

Nur in wenigen Fällen liegt bei einem vorzeitigen Samenerguss eine körperliche Krankheit oder Ursache vor. In den meisten Fällen ergeben daher körperliche, sonographische und laborchemische Untersuchungen keine Auffälligkeiten.

Wann ist ein vorzeitiger Samenerguss behandlungsbedürftig?

Der erste Schritt eines betroffenen Mannes sollte ein offenes Gespräch mit einer Partnerin sein. Das (vermutete) Problem sollte offen thematisiert werden um zu klären, ob es für das Paar ein Problem hinsichtlich des Erlebens der gemeinsamen Sexualität darstellt.

Sollte trotz eines schnell eintretenden Samenergusses der Geschlechtsverkehr von beiden Partnern als erfüllend erlebt werden, besteht kein Handlungsbedarf.

Wenn sich bestätigt, dass der vorzeitige Samenerguss die gemeinsame Sexualität belastet kann eine Vorstellung beim Urologen sinnvoll sein.

Welche Therapiemöglichkeiten bestehen?

Auf der Suche nach Therapiemöglichkeiten sollte zunächst ein niedergelassener Urologe konsultiert werden. Hier können in einem Beratungsgespräch verschiedenen Therapieansätze erörtert werden.

Grundsätzlich besteht in Deutschland die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie mit Dapoxetin. Das Medikament gehört zur Gruppe der Antidepressiva und ist seit 2009 in Deutschland zur Behandlung des frühzeitigen Samenergusses zugelassen. In der Zulassungsstudie wurde die Zeit bis zum Samenerguss um das ca. 3-4fache verlängert. Gleichzeitig konnte eine Verbesserung der sexuelle Zufriedenheit und eine subjektive Verbesserung der Kontrolle über die Ejakulation erreicht werden. Ob eine Therapie im Einzelfall sinnvoll ist, sollte in einem Beratungsgespräch mit dem Urologen festgestellt werden.

Einige Patienten profitieren von dem Versuch eines 2. Geschlechtsverkehr unmittelbar nach dem ersten (zu schnellen) Samenerguss. Hierbei kann die Verwendung eines erektionsfördernden Medikamentes (Sildenafil etc.) hilfreich sein. Durch den ersten Samenerguss wird die Reizschwelle teils so weit erhöht, dass der 2. Geschlechtsverkehr oftmals deutlich länger möglich ist.

Ein weiterer sinnvoller Therapieansatz können sexuelle Stimulationstechniken (z.B.: Start-Stopp-Technik, Squeeze-Technik) sein. Hierfür kann die Überweisung an einen geschulten Psycho-/ oder Sexualtherapeuten sinnvoll sein. Insbesondere ist hier eine Beratung im Rahmen einer Paarbehandlung sinnvoll.

Weitere Therapieansätze richten sich auf die Anwendung von lokal betäubenden Cremes, welche vor dem Geschlechtsverkehr auf die Eichel aufgetragen werden. Dies empfiehlt sich in Kombination mit der Verwendung von Kondomen. Diese setzen zum einen die Reizschwelle weiter herauf und vermeiden zum anderen die Übertragung des Lokalanästhetikums auf die Partnerin. Sollten keine Kondome verwendet werden kann das Lokalanästhetikum auch bei der Partnerin wirken und zu Missempfindungen führen. Der Therapieerfolg dieser Methode ist erfahrungsgemäß nicht sonderlich hoch.


Texte unterligen dem Copyright von www.dgu.de